Kurztrip nach London

Nach sehr intensiven und arbeitsreichen Wochen, einem Sonntag (Haha, Wochenende ist fast so gut wie Urlaub…), der nicht nur sprichwörtlich „im Flug“ vergangen ist, fällt man schon mal etwas – meine lieben deutschen Freunde und Leser mögen ein Einsehen mit der galanten Wiener Ausdrucksweise haben – PANIERT aus dem Flughafen. Und Sonntagabendverkehr von Heathrow stadteinwärts ist dann richtig lustig. Aber sobald die vor dem Fenster dahinziehenden Häuserfronten etwas charmanter, die Bauten etwas graziler und die Umgebung grüner und belebter wurden, habe ich mich verliebt in diese Stadt.

Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte und es war definitiv auch ganz anders, aber irgendwie klischeehaft kitschig, britisch, verschroben, zugleich etwas abgeblättert und wunderschön, geschichtsverhaftet, traditionell und modern, klassisch und poppig (auf was man halt beim ersten Kennenlernen schaut…). Vielleicht bin ich da auch etwas naiv, aber so viele „How are you today, Sir?“, „Have a very nice evening!“, „Thank you!“, „My pleasure!“ und herzlich entgegengelächelte Höflichkeitsfloskeln habe ich noch selten entgegennehmen und weitergeben dürfen – und DA STEH ICH EINFACH DRAUF! Ich bin ein zutiefst lebensfroher und grundpositiver Mensch und ich möchte in jedem, der mir begegnet, etwas positives finden und ansprechen! Außerdem ist meine Erfahrung, dass Ehrlichkeit und Freundlichkeit die am schwierigsten zu schlagenden Waffen sind – auch für die griesgrämigsten Zeitgenossen.

Reini „am Strand“

Ziel der Taxiodyssee: der Strand – pardon – The Strand, sogar The Strand Palace. Klingt wie Urlaub, war aber einfach ein single room (das hat diesmal nichts mit verschrobenen Liebesdingen zu tun) mit Bett und Bad in Briefmarkengröße. Rein in die 1er-Panier – der Wienerisch-Kurs geht weiter – und einmal über die Straße, wo mir ein grünlicher Schriftzug und eine goldene Statue entgegenblitzten. Da war es also, das Savoy! Fünf ehrfürchtige Minuten des Schweigens und Schauens später, hab’ ich mich dann doch durch die Türe getraut und weiter vorgewagt. Nachdem ich mich vorgestellt hatte, begleiteten mich der Assisstant Manager und das insgesamt äußerst charmante Team der American Bar durch den Abend und servierten einen kleinen Schlummertrunk, bevor es zum Schönheitsschlaf zurück auf mein Zimmer ging. Der nächste Tag versprach lange und intensiv zu werden.

 HR – zwei Buchstaben mit Gewicht

Überpünktlich stand ich am nächsten Tag auf, lernte sämtliche Hotel-F&B-Hierarchien und endlich auch die Menschen hinter den Telefonaten und E-Mails kennen. Einmal mehr verschafften mir Höflichkeit, Zuvorkommen und eine Ansammlung sehr freundlicher Mitarbeiter das Gefühl, wirklich willkommen zu sein. Den Vormittag und frühen Nachmittag über sprach ich dann eben mit allen Managern, Directors, F&B Verantwortlichen und schließlich auch dem General Manager, wobei ich durch das Haus geführt wurde und ungefähr siebzehn Mal in der HR-Abteilung Platz nahm, definitiv der Teil des Hotels, der mir jetzt am vertrautesten ist. ;)

Aber ganz im Ernst: es war toll! Den Schlussakt bildete ein letztes „Goodbye!“, ein Kaffee in der American Bar und ein herzlicher Abschied mit der Hoffnung auf ein Wiedersehen.

War da nicht was mit Wanderstiefeln?

JA, ich hab’s probiert! Einmal vom Savoy nach Mayfair, so weit war’s dann wirklich nicht. Und, das Herz wurde weit, auf dem Weg machte ich Zwischenstopp bei Berry Bros & Rudd, eine Institution in London. Sonne tanken am Berkeley Square und ein verstohlener Blick in die nachmittägliche Connaught Bar folgten (Ago Perrone war leider auf Urlaub). Auf dem Rückweg dann der zweite Lebenswasser-Glücksmoment: zufällig fiel ich in einen Whisky Shop, wo ich mit einem Schotten aus Elgin ins Gespräch kam, plaudern und gustieren durfte und prompt eine Einladung zu einem tasting im Juli bekam. Lääääääääuuuuuft!!!

Zack!  Peng! Heathrow – Flugzeug – 30° Celsius in Schwechat

So schnell konnte ich dann auch gar nicht mehr schauen, wie die 24 Stunden London herum waren und ich wieder auf Wiener Boden stand. Versteht mich bitte nicht falsch, etwas verträumt und kindisch mag das Ganze ja klingen und mir ist mehr als bewusst, dass nicht alles Gold ist was glänzt und mich nicht nur Blümchen, Rüschen und Rosen erwarten – ich will euch einfach sagen: ICH HAB’ ECHT LUST bekommen! Auf London, meine Zeit hier, das Stipendium, die Menschen, die Erfahrung. Dieses Wochenende war ein Vorgeschmack, ein ziemlich intensiver, aber ein durchwegs wohlschmeckender! So wie der ’92 Bladnoch aus Berry’s Own Selection, den man mir freundlich offerierte… Es gibt Schlimmeres!

Bis bald und mit den besten Spirits,

Euer Reini