Mac Gyver, Blauschimmel und Heusirup … Und Heston

Inspiration begegnet uns in so vielen Formen und auf so unterschiedlichen Wegen. Ich bin ja fest davon überzeugt, dass ein vielfältiger Lebensstil, eine Fülle von Interessen, Erfahrungen und auch „Umwegen“ einen Menschen reifen lassen und erheblich die Kreativität fördern. Keineswegs will ich mir hier mit zarten 24 Jahren anmaßen, die große Keule der Lebensweisheiten zu schwingen, aber wie Ihr aus vorigen Beiträgen oder Interviews vielleicht entnommen habt, war mein bisheriger Lebensweg auch nicht immer blumig und geradeaus – aber abwechslungsreich allemal.

Opa und der Pizzateig

Mein bereits verstorbener Opa kam aus sehr einfachen und bescheidenen Verhältnissen, hat aber stets alles getan, um für seine Familie und Freunde zu sorgen – und was man hatte, wurde herzlichst gegeben und geteilt. Dass wir alle also nicht „vom Fleisch gefallen“ sind, war mit eine der obersten Prioritäten. Praktischerweise musste der kleine Reini nur aus der Wohnungstüre raus, einmal über den Gang huschen und schon stand ich bei meinen Großeltern vor der Tür. Kartenspielen mit Opa, Mac Gyver schauen mit Oma, Kakao und Kuchen – herrlich! Und ich war immer fleißig dabei, in der Küche zu helfen. Eine meiner unzähligen wunderbaren Kindheitserinnerungen ist, auf einem Hochstuhl thronend, mit Opa Pizzateig (das klassische Geburtstagsessen für meinen Bruder und mich), Erdäpfelbrot oder Marmeladen und dergleichen zu fabrizieren. Die Liebe zum Kochen, Backen, möglichst viel selbst herzustellen, einzukochen und konservieren war mir quasi in die Wiege gelegt. Über meine spirits journey habe ich das Feld der Aromen und Geschmäcker dann nochmals ganz neu entdeckt – verkosten, mischen, ansetzen, tüfteln.

Lafer, Lichter, Longdrink

Auch wenn die ersten jetzt gelangweilt mit den Augen rollen oder sich über mein Oma-Image zu amüsieren beginnen – sehr viele Einflüsse meiner Arbeit hinter der Bar ziehe ich aus all diesen Erinnerungen, Experimenten und der exzessiven Beschäftigung mit Kochtechniken, Düften, Gerüchen, Gaumenerlebnissen und ja, ich gebe es zu, KOCHSENDUNGEN! Und stellt euch vor, sogar noch uncooler: KOCHBÜCHER! Ich habe nicht einmal eines der Rezepte nachgekocht, weil ich lieber selbst ausprobiere, aber alleine das Schmökern und Anregungen holen ist ein echter Spaß.

Spaniens Molekular-Chi-Chi, asiatische Gewürze, Südamerikas Ceviche, nordisches Im-Boden-Herumbohren, von Bayern bis Hamburg, Toronto bis Tokyo, Schweden und Südafrika und auch die schwerst verrufene britische Küche – Essen und Trinken rund um den Globus.

Besonders fasziniert, inspiriert und ins Herz getroffen hat mich Heston Blumenthal. Chef Blumenthal ist Autodidakt und war oft als Molekular-Fuzzi verschrien. Aber die Art und Weise alles zu hinterfragen, neue Wege zu gehen und Essen und Trinken neue Faszination und nie da gewesenes Leben einzuhauchen, berührt mich. Der Kerl denkt wie ich. (Bitte dies nicht als anmaßend sondern zutiefst bescheiden und glücklich zu verstehen.)

„Mac Gyver, Blauschimmel, Heusirup“

Ich musste herzlichst lachen, als ich dieses Zitat in einem Interview las, das auf fabelhafte Weise all das zusammenfasst, was ich zu beschreiben versucht habe – wo ich herkomme, was mich inspiriert und antreibt und welche verrückte Blüten das manchmal trägt. :)

Ob mein Traum, Mr. Blumenthal zu treffen, vielleicht mit ihm Ideen auszutauschen oder gar ein gemeinsames Projekt realisieren zu dürfen, wahr werden könnte, wird sich zeigen. Ein halbes Jahr klingt lange, wird wie im Flug vergehen und mir wird ja bestimmt nicht langweilig. Aber träumen darf man und was mir bisher auf meiner spirits journey alles passiert ist, ist ohnehin unglaublich. Bleibt also dran! Ich werde alles versuchen und wer weiß, vielleicht treffe ich ihn ja irgendwann und es gibt das Foodpairing-Furioso!

Oder um es mit Alice, ja die mit dem Wunderland-Ding, zu sagen:
„You’re entirely bonkers. But I’ll tell you a secret. All the best people are.”

Mit den besten Spirits,
Euer Reini