„Reich und Schön“ Folge 3278 oder wie „glorious“ doch Goodwood sein kann

Meine anfänglich harten Wochen in “American Bar Whites”, habe ich ja schon ein wenig mit Euch teilen dürfen. Die ersten Bloody Marys sind geworfen, Old Fashioneds gerührt, 20th Centuries geshaked (böser Barback macht Drinks)… Ich durfte außerdem in Hamburg, als Teil der GSA World Class Community an Bord der John Walker & Sons Voyager gehen und mich für zwei Tage ganz meiner Whiskyleidenschaft hingeben (selbstverständlich arbeitend), Freunde und Kollegen treffen und ein Stückchen Heimatluft schnuppern – fast halt.

IMG_0150

Glooooooorious Goodwood

Tja und dann war es ein glücklicher Umstand, ein Wohlwollen seitens des Managements oder schlicht akute Personalknappheit, die mich an die englische Südküste verschlug.
Viele Londoner behaupten, wenn Ascot für die Reichen und Schönen ist, dann ist Goodwood so richtig posh! Verschiedenste Events, Motorsport- und Pferderennen locken den ganzen Sommer über all jene nach West Sussex, die sehen und gesehen werden wollen – die teuersten Edelkarren, die größten Hüte, die dicksten Geldbörsen, die besten Business-Buddies – einfach British royal rich, eine Ansammlung von Superlativen. Charles Henry Gordon-Lennox, Earl of March and Kinrara, 10th Duke of Richmond, 10th Duke of Lennox and 5th Duke of Gordon (wie passt das eigentlich auf eine Business Karte?!?) verwaltet das riesige Familienanwesen Goodwood im englischen Süden, veranstaltet das ganze Jahr über diverse Society-Ereignisse und lädt zudem gerne Freunde, Geschäftspartner und Prominente in seine private Glas-Box an der Haupttribüne der Rennbahn.

rr1

Während einer der spektakulärsten Wochen im britischen Glamour-Kalender mit dem Titel Glorious Goodwood (eine mehrtägige Aneinanderreihung von Pferderennen mit renommierten Jockeys und stolzen Pferdebesitzern (wie Sheikh Mohammed bin Rashid al Maktoum, Herrscher von Dubai), war die American Bar exklusiv zu Gast in Lord Marchs Box, bewaffnet mit eigens kreierten Signature Drinks, dem hauseigenen Savoy American Bar Modul und goldener Hardware. Erik Lorincz sorgte während der ersten drei Tage für das Wohlergehen der Gäste und ich durfte die weiteren drei Tage die Gesellschaft betreuen.

IMG_0161

Gold, Glanz oder doch einfach nur grotesk?

Zugegebenermaßen war dies schon eine ganz nette Ehre und vor allem eine willkommene Abwechslung, habe ich mich doch auch endlich einmal vorrangig um Gäste und Cocktails kümmern können. Dass Geld aber nicht zwangsweise sympathisch macht und man sich bei manchen Goodwood-Gästen des Eindrucks nicht erwehren konnte, sie seien in der pubertären Prahlerei und Sauferei steckengeblieben, war etwas verstörend. Zwischen 50-jährigen „Gentlemen“ im Designeranzug, die lallend den Rasen hinabgerutscht sind und feinen Ladies, die ihrer 15 Zentimeterabsätze nicht mehr Herr, Verzeihung, Dame werden konnten, bin ich mir fremd vorgekommen.
Wenn man dann klein und bescheiden wieder im Discount Supermarkt steht, jeden Penny zweimal umdreht, um sich das Leben in London finanzieren zu können, spürt man wieder den Boden unter den Füßen.

IMG_0143

Das kleine Quäntchen Frieden – gratis, aber sicher nicht umsonst.

Unterm Strich aber muss ich schon sagen, dass die drei Tage eine fantastische Erfahrung für mich waren.
Den größten Anteil daran haben Rob, Barbara und Steve. Man hatte mich seitens des Savoy mit so gut wie NULL Information gen Süden geschickt. Purer Zufall oder – ich liebe das Wort – „Serendipity“ hat mich dann in ein englisches Landhaus mit so unglaublich herzlichen Gastgebern verschlagen, dass ich fast so etwas wie Urlaubs- und Heimatgefühle zugleich hatte, aufgenommen wurde wie ein Familienmitglied und vielleicht Freunde fürs Leben gefunden habe. DANKE!

IMG_0163
Es sind solche Erlebnisse, die einem klar machen, wo man herkommt, wer man ist und was einem wichtig ist. Relationen werden zurechtgerückt und Prioritäten verschoben. Und das kleine Quäntchen Frieden findet sich manchmal im ganz Stillen, Herzlichen, einer lieben Geste, einem guten Gespräch und dem Zauber des Moments.

Beste Spirits,
Euer Reini