Mailand oder Madrid – Hauptsache Italien

Hat man den „Schock“ einmal halbwegs verdaut, der mit einem Anruf, der das Leben auf den Kopf stellt, beginnen sich viele kleine Rädchen zu drehen: organisatorischer Natur, aber auch im Kopf beginnt es zu rattern… Wie wird sich meine Zukunft entwickeln? Wohin geht mein Weg? Wo würde ich denn gerne hin? Das meine ich nicht rein metaphorisch, sondern ganz konkret!

Es gibt so viele fantastische Länder, Städte, Menschen und Kulturen auf dieser Welt, so viele faszinierende Bars und Bartender, alle mit ihrem eigenen Stil, Charme und Charakter. Da das Jägermeister Stipendium meine erste längere Arbeitserfahrung im Ausland darstellt, gibt es auch keine Destinationen, die ich bereits als „abgehakt“ einordnen könnte.

Mailand oder Madrid, Hauptsache Italien?

Es gibt einige Pilgerstätten der Trinkkultur, die mir ganz besonders am Herz liegen, sei es ob der großartigen Leute hinterm Tresen, der Drinkauswahl oder dem Ambiente und Gesamtkonzept. Sydney – ein bisschen entspannte Down Under Aussie-Mentalität, SeattleEmerald City (kann nie verkehrt sein) und Heimat des Whisky & Bitters-Emporium von Jamie Boudreau – ein großes Vorbild – und diese Whiskyauswahl! New York – was soll ich da noch sagen, stadtgewordener Schlafentzug, geil!

Good Old Europe

Aber irgendwie ist halt da auch noch Good Old Europe mit seinem Charme, seiner Geschichte und mal ganz ehrlich: oft liegt das Gute – und zwar das wirklich Gute – so nah!

Mit rund 7,5 Millionen Einwohnern ist London ja nicht gerade ein Kind von Traurigkeit und besonders im Hinblick auf Barszene, Cocktailkultur und Ausgehverhalten der Gäste ganz vorne dabei. In den letzten Jahren hat sich die Stadt an der Themse mit neuen Bars, Traditionshäusern, ausgefallenen Läden und einem sehr starken Bartendernetzwerk in der internationalen Wahrnehmung an die Spitze katapultiert, sei es bei Wettbewerben, den Spirited Awards in New Orleans, weltweiten Barrankings und und und… Auch Daniel und Timon, die letztes Jahr eben London und diese „Kleinigkeit“ namens New York erlebt haben, bestätigen diesen Eindruck. Vielleicht nicht ganz so schnell und extravagant wie der Große Apfel manchmal sein mag, aber dieses etwas steife, klassisch Britische, dazu die Tradition und Kontinuität und Vielfalt in der Barwelt sind einzigartig.

Das ganze Drumherum einmal außen vorgelassen, hat mich London einfach ganz persönlich in seinen Bann gezogen. Ich will Euch gar nicht die ganze Liste an Bars herunterrattern, die Ihr ohnehin alle kennt und in denen zu arbeiten ein echter Traum wäre. Soviel sei verraten; bei den zwei Bars, die in meiner Endauswahl stehen, bekomme ich immer noch weiche Knie.

Viele liebe Freunde haben mich begleitet und beraten, seit das Stipendium „offiziell“ ist, haben mir ihre Vorstellungen und Ideen präsentiert, wo zu arbeiten besonders toll wäre. Ich bin sehr dankbar für all die Tipps, das Mitfiebern und die Unterstützung, mir wurde aber auch klar, dass ich einfach meinem Herzen folgen muss. Das heißt unabhängig von anderen Meinungen, der Kritik der breiten Masse und den Hypes und Trends, für mich zu bestimmen: Was passt zu mir? Wo fühle ich mich wohl? Wo kann ich mich voll einbringen und weiterentwickeln? Dieses halbe Jahr wird Mathias und mir regelrecht durch die Finger ringen, einmal macht’s „PENG“ und die Zeit ist um. Aber ich denke, es ist für diese Zeitspanne sehr wichtig – vor allem, wenn man ein feinfühliger Mensch ist – einen wirklich stimmigen Arbeitsplatz zu wählen und sich selbst treu zu bleiben. Mit der Wahl Großbritanniens, Londons und den ausgesuchten Bars ist mir dies hoffentlich gelungen und ich kann es nicht erwarten, die Stadt zu rocken…

Und die Moral von der Geschicht’, nein, ganz einfach das Tolle für EUCH zum Schluss: London ist quasi um die Ecke, also kommt ihr schön brav alle vorbei! ;)

Bis dahin alles Liebe und mit den besten Spirits,

Euer Reini