Great British Break Off oder die Ruhe am Land

08112013KALEIDO

Ein Menschenwurm, der scheinbar kein Ende hat, schiebt sich durch die schlauchartigen Gänge und Tube-Wägen, am Piccadilly und Trafalgar Square gleichen die Szenerie einem geschäftigen Ameisenhaufen und entlang der Oxford Street fühlt man sich an Darwin erinnert – Survival of the Fittest

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Theater, Theater

Die Briten an sich sind ein charmantes und höfliches Völkchen, doch erstens gibt’s in London gar nicht so viele Briten auf die man trifft und wenn das Business ruft, kennt man sogar hier nicht immer „Pardon“ und „Excuse me“. London ist eine verrückte Stadt und es ist ein faszinierendes Schauspiel, in das man sich hier täglich einfügt, sei es in einer pompös prunkvollen Hauptrolle, als Nebendarsteller oder kleiner Arbeiter hinter den Kulissen. Es ist das Theater einer internationalen Metropole, die wohl die wichtigste in ganz Europa ist. Doch international ist genau das Stichwort, denn London ist nun mal, tja, London eben und nicht zwangsweise das wirkliche Großbritannien. Klingt paradox? Ist es auch.

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Raus ins echte UK

Man muss auch einmal aus der Hauptstadt hinaus kommen, um erleben zu können, was dieses Land in seinem Kern ausmacht und wie die Leute ticken, die sich selbst als stolze Briten betrachten. Ich persönlich schätze es, wenn neben einer fortschreitenden Expansion, Beschleunigung und Geschäftigkeit auch noch Platz bleibt für Traditionen, alte Bräuche, Rückbesinnung auf die eigenen Wurzeln und das Handwerkliche, Kleine.

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Als ich während des Glorious Goodwoods Drinks für den britischen Adel mixen durfte, lernte ich fantastische Menschen kennen, die mir während des Aufenthalts ein Zuhause gaben und mich wie ein Familienmitglied aufnahmen. Eine liebe Freundschaft hat sich entwickelt und voll Freude und Dankbarkeit kehrte ich vor Kurzem an einem Wochenende für einen Besuch zurück, einmal raus aus The Big Smoke, weites Land, frische Luft, Hunde, Schafe und Kühe, Ruhe und ein Stück Frieden.

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Missed Calls

Man vergisst vor lauter Einsatz und Freude bei der Arbeit und dem Großstadttrubel, wie wunderschön es sein kann, knapp außerhalb eines kleinen Örtchens irgendwo im Nirgendwo, in den Tag hinein zu leben, spazieren zu gehen, im nahen farm shop Bauernprodukte einzukaufen und gemeinsam zu kochen. Abends sitzt man noch ein wenig beim Kamin zusammen, bevor man sich früh zu Bett begibt, um den nächsten Tag mit den frühen Sonnenstrahlen – JAAAAA, echt, Sonne – zu begrüßen.

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Und dann kommt man vielleicht auch darauf, dass man schon 17 Mal einen Anruf der Dringlichkeitsstufe „super important“ verpasst hat, Kunden und Kollegen hysterisch auf und ab wetzen, der Posteingang vor E-Mails überquillt und die Manager und Führungsebene nicht wissen, ob sie jetzt geschäftig empört oder doch schon wieder beim nächsten Termin sein sollen.

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Das ist aber einfach absolut nicht wichtig. Rundherum: Ruhe, Sendepause.
Im Hintergrund spielt die leise Musik der Stille und man spürt den Boden unter den Füßen im echten Großbritannien.

Mit den besten Spirits,
Euer Reini